13.11.2013 - Around Comalapa + Update

Wenn man an den Wochenenden immer verreist, vergisst man fast welche schönen Ecken nicht weit von der Haustür entfernt sind. Daher ging es diesen Sonntag mal zu Fuß aus Comalapa raus und durch die Maisfelder hindurch.
Ein Projekt, welches von Gringos geleitet und betreut wird, ist zum Beispiel einen Besuch wert! Es handelt sich um eine Art Recycling-Projekt, eine Grundschule die aus alten, wieder verwertbaren Materialien gebaut wird. Nicht nur die Amis werkeln fleissig daran, auch Guatemalteken (diese werden jedoch bezahlt) helfen mit, was ich persönlich sehr gut finde. Die Häuser, die bisher schon stehen, erinnern ein bisschen an Zwergenhäuser aus Schneewittchen, aber seht selbst.





So, nun aber wieder zurück. Denn eigentlich wollten wir den Parque Paxan besuchen. Auf dem Weg dorthin kraxelt man Trampelpfade rauf und runter, die zum Teil leider sehr vermüllt sind.
An meiner Seite stets Maisfelder, von denen es in Guatemala einfach nur so wimmelt.
An einer Stelle wird man mit einer sehr schönen Aussicht über das Land mit den Vulkanen am Horizont belohnt.




Nach einer knappen halben Stunde kommen wir im Park an, der für ein paar Quetzales Eintritt wirklich viel zu bieten hat. Zum Beispiel ein Schwimmbecken (ungeheizt, deswegen momentan leider viel zu kalt), eine Seilbahn (für die man sich allerdings anmelden muss, beim nächsten Mal!), einen gepflegten Rasen, Picknickhütten, viel Grün und einen beeindruckenden Wasserfall, den man aus unterschiedlichen Höhen bewundern kann.

                              





Ein Baumstammäffchen!

A. beim Fussball spielen mit Jugendlichen aus Comalapa

Rückkehr bei Sonnenuntergang


Und sonst so?
Spiele ich zB Klarinette im Orchester, im Trio mit 2 anderen Klarinettisten und in einer Marchingband. Seit gestern unterrichte ich auch meinen ersten Schüler, der noch Anfänger ist. Außerdem versuche ich mich im Tanzunterricht geben - seit ein paar Wochen laufen in der Musikschule Ferienkurse, die von Kindern und Erwachsenen besucht werden. Auch einigen aus dem Orchester versuche ich Tanzen beizubringen. Es macht schon Spaß, zumal die meisten total nett, witzig und motiviert sind, aber ich muss mir langsam mal mehr Übungen überlegen, weil ich nicht immer mit allen das Gleiche machen will. Ist irgendwie schon schwieriger als man denkt, wenn man keine Ausbildung hat und bisher immer nur hinter dem Lehrer stand und dann plötzlich selbst eine Gruppe leiten soll. Aber es wird! Übrigens spielen wir im Orchester jetzt schon Weihnachtslieder, total komisch, da ich überhaupt noch nicht in Weihnachtsstimmung bin. Ich glaube, dieses Jahr wird das auch nichts mehr - Weihnachten passt für mich einfach nicht hierher. Naja, aber mal sehen, ein bisschen Zeit ist ja noch.

1.-3.11.2013 - Drachenfestival und Urlaubsfeeling in Antigua

Letzten Freitag war Día de los muertos und somit Feiertag und arbeitsfrei. Das wurde natürlich ausgenutzt und so fuhr ich mit den anderen beiden deutschen Freiwilligen nach Antigua. (Wer bisher nicht aufmerksam mitgelesen hat: Das ist die Stadt, in der ich meine allererste Woche in Guatemala verbracht habe.)
Von dort kommt man mit dem Bus nämlich nach Sumpango, einem kleinen Ort, in dem an Allerheiligen jedes Jahr ein großes Drachenfestival stattfindet. 
Man konnte entweder seinen eigenen kleinen Drachen mitbringen bzw. kaufen und fliegen lassen...
Oder auch einfach nur die riesigen mit bunten Heiligen-Motiven bemalten Drachenkunstwerke bewundern. Leider konnten diese aber nicht in die Lüfte steigen - zu wenig Wind, zu groß und zu aufwändig, um sie hochzuhieven. Trotzdem war das Ganze beeindruckend!













Den Rest des Wochenendes wurde in Antigua verbracht. Ich genoss das wunderbar warme Wetter (welches wir in Comalapa leider nicht haben - *bibber*) unter anderem lesend im Parque Central. Wobei das Lesen schwierig war, ich wurde entweder von Missionarinnen, Kindern die mir was verkaufen oder ständig wechselnden Banknachbarn, die einfach nur so über Gott und die Welt reden wollten, abgehalten. Ansonsten stand Sightseeing auf dem Plan, wir fanden ein kleines feines und vor allem günstiges Hostel, besuchten unsere ehemalige Gastfamilie und lernten dort eine "neue" deutsche Freiwillige von Promosaico kennen, stürzten uns ins Nachtleben, bekamen 3 Cuba Libre umsonst, weil einer von uns sich aufgrund von Magenweh Kamillentee bestellte und sie keinen mehr hatten, genossen die Aussicht von diversen Dachterrassen, tanzten in einem Club unter freiem Himmel, frühstückten spät und seehr lecker, kletterten in Ruinen herum, schlenderten über den herrlichen Manufaktur-Markt (irgendwann kauf ich mir noch so einen bunten Rucksack!) und fuhren Sonntagmittag dann mit dem Bus wieder die Berge hoch und beendeten so schweren Herzens diesen perfekten kleinen Urlaub in Antigua.







In der Zeitung stand übrigens, dass in den nächsten Tagen eine Kältewelle erwartet wird von 3-5°C! Beeindruckt euch in Deutschland jetzt wahrscheinlich wenig, aber ich hab hier weder Schal, Mütze noch eine dicke Jacke, geschweige denn eine Heizung. Entweder ich muss demnächst mal in die Hauptstadt und mich einkleiden oder einfach ein Wochenende an die ganzjährig tropisch-heiße Pazifikküste fahren und mich dort aufwärmen. 

30.10.2013 - Bienvenidos heißt Willkommen...



Letzten Mittwoch haben wir uns eigentlich nichts dabei gedacht als Nico nach der Orchesterprobe noch unbedingt mit uns die Schlüssel für die Musikräume nachmachen lassen wollte und danach darauf bestand, anstatt wie sonst mit dem Tuc Tuc, zu Fuß zum Supermarkt zu wandern, um Rum und andere wichtige Dinge zu kaufen.
Als wir dann endlich zuhause ankamen, ging uns ein Licht auf: Byron (der andere Chef der Musikschule) stand im Innenhof am Grill, während seine Freundin mit unserer Gastmutter Juanita in der Küche noch mehr Essen zubereitete.
Der Hof war mit Flaggen und Plakaten dekoriert, auf denen Willkommensgrüße und die Namen von uns 3 Freiwilligen standen. Auch wenn wir jetzt alle schon unterschiedlich lang hier sind, sollte das nämlich ein Willkommensabend für uns Deutsche werden! Das eigentliche Highlight sollte aber erst noch kommen. Als wir uns schon freuten, gleich unsere knurrenden Mägen beruhigen zu können, spazierte eine Banda ins Haus, die lateinamerikanische Volkslieder zum Besten gab! Ja, die gute Juanita hatte extra eine Band für uns geordert, die zwar zum Teil ziemlich schief und krumm spielte und sang und insgesamt auch ziemliche lange. (Sie tröteten sogar noch weiter während wir aßen und wiederholten die Lieder dann irgendwann einfach.) Echt verrückt. Aber der gute Wille zählt und die Gastfreundschaft mit der einem hier begegnet wird. Nun fühl ich mich vollkommen aufgenommen und bin unglaublich froh darüber, alles so gut getroffen zu haben und so liebe Menschen um mich zu haben, die mir das Einleben hier erleichtern.

Nico und Byron am Grill
Keiner der Namen richtig geschrieben :D
Señora Juanita :)

24.10.2013 - Fiesta in Comalapa

Der Geburtstag von Rafael Alvarez Ovalle, welcher nicht nur Komponist der guatemaltekischen Nationalhymne war, sondern auch in Comalapa geboren wurde, gab den Ortseinwohnern Anlass genug, um die blau-weiß-blaue Flagge zu hissen und 2 Tage lang durchzufeiern.
Der Plaza Central befand sich im Ausnahmezustand - zahlreiche Schaulustige versammelten sich hier schon am Mittwochabend...



...um die verschiedenen Blaskapellen plus vorweglaufenden Tänzerinnen anzuhören und anzusehen, welche ihre mehr oder weniger musikalischen Talente zum Besten gaben.


                           


Auch unser Orchester machte sich bereit, um in der Municipalidad, dem Verwaltungsgebäude Comalapas, aufzutreten. Geplant war, dass es um 18:30 losgehen sollte.. Da um die Zeit aber grad mal mit dem Aufbau der Technik usw. begonnen wurde, vertrieben wir uns die Wartezeit damit, Fotos zu schießen.




  

Endlich konnte es losgehen mit dem Programm. Nachdem meine Gastmutter und Präsidentin der "Casa de la Cultura" eine Rede gehalten hatte, trat eine Gruppe von Marimbaspielern, die extra aus der Hauptstadt angereist sind, auf die Bühne. Marimba, eine Art Riesenxylophon, ist das Nationalinstrument Guatemalas (wobei ich irgendwo gelesen habe, dass es vor langer Zeit mal von Sklaven aus Afrika eingeführt wurde.) Dennoch, die Gruppe war richtig gut und es war interessant zu sehen, wie 3-4 Leute es schaffen, auf dem selben Instrument zu spielen, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen.


Nach 30 Minuten Marimba war dann endlich unser Orchester an der Reihe.  Wir spielten 6 unterschiedliche Stücke, von denen 2 von einer japanischen Sängerin begleitet wurden, die mit unserem Dirigenten/Chef/Kumpel Nico befreundet ist. Auch zwei andere Japanerinnen spielten noch mit und so bestand das Orchester aus Mitgliedern aus immerhin 3 verschiedenen Kontinenten. (Leider kann ich hier keine Videos hochladen, da die Dateien zu gross sind und ich kein Programm zum Ändern habe.) 




Am Donnerstag war der eigentliche Geburtstag und am Vormittag ging es dann erst richtig los. Zahlreiche Marschbands aus der Umgebung reisten an, um Parade zu laufen und an dem Wettbewerb teilzunehmen, den die beste Banda gewinnen würde. Diese legten sich auch ordentlich ins Zeug, manche waren wirklich gut anzusehen und -hören. 




An der Parade nahmen auch Reiter des Militärs zu Pferden teil, diese waren jedoch durch den Trubel völlig verstört und konnten kaum gebändigt werden. Das Publikum schien sich an den steigenden Tiere aber eher zu erfreuen.



Höhepunkt des Ganzen war natürlich die Nationalhymne, die von einer der Kapellen gespielt und von dem Gesang der Anwesenden begleitet wurde, inklusive Hand auf dem Herzen. Über den Text lässt sich in Anbetracht der (besonders für die indigene Bevölkerung) blutigen Geschichte des Landes streiten, die Melodie selbst gefällt mir jedoch ziemlich gut. 

Am Nachmittag standen dann Darbietungen mehrerer Tanzgruppen auf dem Programm, auf die ich mich besonders gefreut hatte. Die Gruppen selbst unterschieden sich allerdings nur in der Farbe ihrer Cheerleader-Klamotten, ansonsten hüpften alle zu schlecht geschnittenen David Guetta-Psy-Rihanna-Remixen auf und ab.
Schon ein bisschen seltsam, wenn man sich so das überwiegend indigene Maya-Publikum anschaute. Hatte irgendwie etwas traditionelleres oder zumindest nicht ganz so amerikanisiertes erwartet. Meine Bewunderung bekamen die Tänzer aber dafür, dass sie selbst als es unglaublich zu schütten anfing, unermüdlich weiter im Regen herumhopsten.